DEGEA live – die neuen KRINKO-Empfehlungen: Risikoanalyse – Möglichkeiten und Umsetzung
Dr. Weigert Webinar
Am 15.01.2025 setzte Dr. Weigert seine Webinarreihe zur Erläuterung der neuen KRINKO-Empfehlungen fort. Im zweiten Online-Seminar der Reihe stand das Thema Risikomanagement im Mittelpunkt. Die Methode der Risikoanalyse wurde erläutert und im Anschluss an hand von Beispielen aus der AEMP und der Endoskopie diskutiert. Durch die Veranstaltung führte die DEGEA-Vorsitzende Ulrike Beilenhoff, unterstützt von Guido Merk und Marcel Jung von Dr. Weigert. Weitere Referenten waren Thomas Brümmer und Klaus Wiese.
Das Moderatorenteam gab eine Einführung in das Thema, bevor Thomas Brümmer (Hamburg), Koordinator des AKI für die Leitlinien zur Validierung der Endoskopaufbereitung, einen fundierten Überblick über Hintergrund und Umsetzung einer Risikoanalyse gab.
Brümmer erläuterte, dass er sich dabei auf die DIN EN ISO 14971 sowie auf Anlage 13 der Leitlinie zur Validierung der Aufbereitung flexibler Endoskope stützt. Ziel des Risikomanagements sei es, potenzielle Gefahren zu analysieren, zu be werten und geeignete Maßnahmen ab zuleiten – mit dem Ziel, Risiken zu eliminieren oder zumindest zu minimieren. Die Ergebnisse müssen im Qualitätsmanagementsystem (QM-System) dokumentiert werden, da sie auch bei Begehungen durch die Aufsichtsbehörden relevant sein können.
Anhand eines Ampelsystems und einer numerischen Skala zeigte Brümmer, wie Risiken hinsichtlich Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadensausmaß bewertet und visualisiert werden können. An schließend müssen Maßnahmen zur Reduzierung der Risiken festgelegt werden. Dadurch sollten dann alle Risiken in den grünen oder zumindest in den gelben Be reich wandern. Besonders wichtig sei da bei die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Team, um von allen Erfahrungen zu profitieren.
Klaus Wiese, Vorsitzender der DGSV e.V. und Leiter der AEMP am St.-Johannes Hospital Dortmund, stellte die Vorgehensweise beim Risikomanagement an hand exemplarischer Risiken mit Hilfe einer Excel-Tabelle vor. Am Beispiel des Wechsels der Reinigungslösung – wie in der neuen Anlage 8 der KRINKO-Empfeh lung gefordert – zeigte er, wie Risiken be schrieben, bewertet und mit einer Risiko prioritätszahl (RPZ) quantifiziert werden. Diese RPZ ergibt sich aus der Multiplikation von Eintrittswahrscheinlichkeit, Schadens ausmaß und Entdeckungswahrscheinlichkeit (siehe Abb. 1).
Wiese betonte, dass die Bedeutung (Schadensausmaß) eines Risikos auch nach Umsetzung von Maßnahmen gleich bleibt – nur die Eintritts- und Entdeckungswahrscheinlichkeit könnten beeinflusst werden. Vorgesehene Maßnahmen umfassen im gegebenen Beispiel z. B. das Abwischen des Endoskops nach der Untersuchung und das Durchsaugen der Kanäle sowie weitere Schritte, die die Belastung der Reinigungslösung verringern können. Wichtig seien dabei klare Arbeits- und Verfahrensanweisungen sowie die Sachkunde des Personals. Bei Risiken, die sich nicht ausreichend be herrschen lassen, könnte z. B. der Wechsel der Reinigungslösung nach jedem Patienten die Lösung sein.
Die beschriebenen Bewertungen müssen regelmäßig überprüft und in einem Risikomanagementbericht dokumentiert werden. Wiese wies darauf hin, dass jede Abteilung eigene Kriterien für RPZ-Grenzwerte und Maßnahmen festlegen muss. Die Excel-Ta belle sei zwar aufwendig, könne aber auch als Argumentationshilfe gegenüber der Kli nikleitung dienen, wenn z. B. bauliche An forderungen nicht ausreichen. In Abbildung 2 finden Sie den möglichen Ablauf an einem exemplarischen Beispiel.
Abb.1: Musteraufbau einer Risikobewertung
Die Tabelle zur Bewertung der Risiken finden Sie hier
Abb.2: Musteraufbau einer Risikoanalyse an einem exemplarischen Beispiel
Die vollständige Mustertabelle finden Sie hier
Ulrike Beilenhoff ergänzte praxisnahe Beispiele aus der Aufbereitung flexibler Endoskope. Sie erinnerte daran, dass Anlage 8 ein „lebendes Dokument“ sei, das an einzelnen Stellen fortlaufend überarbeitet werden kann. Es gebe keine „Kochrezepte“, die für alle gelten. Die Empfehlung gebe jedoch einen Rahmen vor, z. B. den arbeitstäglichen Wechsel der Reinigungslösung.
Risikobewertungen werden für eine Vielzahl von Bereichen gefordert. Beilenhoff stellte beispielhaft den Bereich Ausbildung vor – es sei ein großer Unterschied, mit welcher Ausbildung ein Mitarbeiter in die Aufbereitung flexibler Endoskope einsteige. Mitarbeitende ohne die Vorbildung eines Medizinal-Fachberufes benötigen optimalerweise zusätzliche und/oder andere Schulungen.
Des Weiteren ging es in Beilenhoffs Vortrag um die Einstufung der Endoskope. Die meis ten Endoskope bleiben semikritisch B, so dass die Reinigung und Desinfektion aus reichend ist. Eine Sterilisation kann den noch sinnvoll sein, z. B. wenn ein längerer Transport mit Lagerzeiten vorgesehen ist. Weitere Themen sind Bau und technische Ausstattung der Räumlichkeiten. Bauliche Limitierungen können ebenfalls ein Risiko darstellen, z. B. bei zu kleinen Räumen. Hier gebe es zwar einen gewissen Bestands schutz für Einraumlösungen. Die erforder lichen Kapazitäten müssen aber genau be trachtet werden und auch Ausfallkonzepte sind bei der Raumplanung zu bedenken. Für Trocknung und Lagerung gebe es mittler weile zahlreiche Optionen, die für die eigene Abteilung entsprechend ausgewählt und definiert werden müssen.
Die abschließende Diskussion zeigte: Das Thema ist hochaktuell und der Informationsbedarf groß. Weitere Webinare sind bereits in Planung.